Direkt und verständlich über Recycling aufklären
Die Waadtländer Gemeinde Renens hat bereits eine überdurchschnittlich hohe Recyclingquote. Damit gibt sie sich aber nicht zufrieden. Besonders engagiert zeigt sich die Stadt in der Bioabfall-Verwertung – und bleibt damit nicht unbemerkt: Ihr umfassendes Grüngut-Management wurde beim Green Award mit dem Sieg belohnt.
«Trier c’est... valoriser» steht in grünen Grossbuchstaben auf den Kehrrichtsäcken vieler Waadtländer Gemeinden. Zu Deutsch: «Trennen heisst... Wiederverwerten» – aber auch «Aufwerten» oder «Würdigen». Eine Gemeinde hat sich diese Botschaft besonders zu Herzen genommen: Die Stadt Renens mit ihren knapp 21 000 Einwohnern betreibt ein derart vorbildliches Grüngut-Management, dass sie mit dem Green Award 2017 (siehe Box) ausgezeichnet wurde.
Besonders gelobt wurde die umfassende Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenhang mit der Abfalltrennung und -verwertung. Doch was macht Renens’ Grüngutabfuhr so besonders und wieso setzt sich die Waadtländer Stadt dafür ein?
Vier verschiedenfarbige Container sind Pflicht
Das preisgekrönte Grüngut-Management ist kein neues Projekt. Renens ist bereits seit Jahren aktiv in der Bioabfall-Verwertung. Bis Mitte der 90er-Jahre erfolgte die Grüngut-Sammlung noch über dezentrale Quartiersammelstellen. 1995 war dann aber Schluss damit: Die Stadt stellte auf eine Tür-zu-Tür-Grüngutsammlung um.
Heute muss jede Liegenschaft mit mehr als zwei Wohneinheiten zwingend mit vier verschiedenfarbigen Containern für die separate Abfallsammlung von Papier und Karton, Glas, Bioabfällen und Restmüll ausgestattet sein. Das ist im kommunalen Reglement über die Abfallwirtschaft festgehalten.
Verstösse werden gemeldet
Hält man sich nicht an diese Vorgaben, könnte schon bald das Telefon klingeln. Denn Renens toleriert keine Verstösse. «Wird eine nicht-konforme Sammlung durch Abfalltransporteure, die Anwohner oder von unserem Service gemeldet, nehmen wir Kontakt mit der Hausverwaltung oder dem Hauseigentümer auf und fordern sie auf, die Liegenschaft entsprechend auszustatten», erklärt Frédéric Schweingruber, Umweltverantwortlicher in Renens.
Die Grüngut-Tonnen werden einmal wöchentlich geleert. Und seit letztem Jahr kommt der Sammelwagen in den warmen Monaten, von Juni bis September, sogar zweimal wöchentlich vorbei, um unangenehme Gerüche und Insektenbildung zu vermeiden.
Biogas und Kompost
Die in Renens gesammelten Bioabfälle landen seit 2008 in einer nahegelegenen Biogasanlage. Fast alle Arten von Gartenabfällen und Speiseresten werden dort verwertet. «Mit dieser Methode können wir sowohl gekochte als auch rohe Abfallreste verarbeiten», so Schweingruber.
In der Biogasanlage entsteht durch die Vergärung der Biomasse klimafreundliches Biogas, hochwertiger Kompost sowie Dünger. Das Biogas wird anschliessend in das regionale Erdgasnetz eingespeist.
Der entstandene Kompost ist ein Qualitätsprodukt, das sowohl in der Landwirtschaft als auch in privaten Gärten wieder zur Anwendung kommt. Die Einwohner können diesen an einer Sammelstelle kostenlos abholen und sonst zu guten Konditionen beziehen.
Einfach verständliche Infos
Die Schweizer Recyclingquote, das heisst der Anteil separat verwerteter Wertstoffe am gesamten Abfallaufkommen, lag 2014 gemäss Swiss Recycling bei 54 Prozent. Der Kanton Waadt möchte bis 2020 eine Quote von 60 Prozent erreichen, diejenige von Renens liegt bereits heute darüber.
«In Anbetracht der Mengen, die man wiederverwerten kann, ist ein gutes Grüngut-Management besonders wichtig», sagt Schweingruber. Mit der Verwertung der Bioabfälle in der Biogasanlage leistet Renens einerseits einen Beitrag zum Umweltschutz. Andererseits lohnt sich dieses Vorgehen auch finanziell: «Die Verarbeitung von Bioabfällen ist halb so teuer wie von gewöhnlichem Müll.» Zudem seien Bioabfälle ohnehin feucht und damit unattraktiv für die Verbrennungsanlage.
Wenn die Einwohner nicht trennen, bringt alles nichts
Mit solchen Argumenten lassen sich die Bemühungen für ein effizientes Recycling-System auch den Einwohnern gegenüber einfacher erklären. Denn sie sind es, die bereit sein müssen, im Alltag ihren Beitrag dazu zu leisten. Würden Renens’ Einwohner ihren gesamten Abfall stur in ein und dieselbe Mülltonne werfen, könnten weder die Bestrebungen der Stadt noch ihre ganze Recycling-Infrastruktur Früchte tragen.
Da die Grüngutabfuhr über eine Pauschalgebühr finanziert wird, gibt es jedoch einen finanziellen Anreiz für die Abfalltrennung. Es lohnt sich für die Haushalte, möglichst viel Bioabfall separat zu entsorgen, anstatt ihn in die gebührenpflichtigen Kehrichtsäcke zu werfen.
Humorvolle Flyer
Die Motivation über die Finanzen genügt Renens aber nicht. Die Stadt will die Bevölkerung vor allem durch aktive Öffentlichkeitsarbeit für das Thema sensibilisieren: Jeweils zum Jahresbeginn wird eine Broschüre mit allen relevanten Informationen zur Abfalltrennung und über die zur Verfügung stehende Infrastruktur veröffentlicht.
Über Neuigkeiten wird zudem mit einem einfach verständlichen, humorvollen und bunten Flyer informiert. Die lachende grüne Mülltonne «Recyclo», das regionale Maskottchen für das Abfallmanagement, ist dabei immer präsent.
In zehn verschiedenen Sprachen informieren
Dass die ausländische Bevölkerung in Renens über 50 Prozent der Einwohner ausmacht, darf auch bei der Öffentlichkeitsarbeit nicht ausser Acht gelassen werden, dessen ist sich die Stadt bewusst: «Eine allgemeine Broschüre über die Abfallentsorgung ist in insgesamt zehn verschiedenen Sprachen verfügbar», sagt der Umweltverantwortliche.
Aktive Sensibilisierungsarbeit
Renens hat in den vergangenen Jahren gelernt, dass die schriftliche Kommunikation mit der Bevölkerung allein nicht genügt. Für eine ausreichende Sensibilisierung für das Thema sei der persönliche Kontakt ebenso wichtig, so Schweingruber.
Die Stadt testet im Moment ein Projekt mit sogenannten Abfall-Botschaftern. Das sind Freiwillige, die im Auftrag der Stadt auf die Einwohner zugehen, um sie über die korrekte Trennung und Sammlung der Grünabfälle aufzuklären.
«Dieser persönliche Kontakt ermöglicht es, auch den Teil der Bevölkerung zu erreichen, für den die Umweltaspekte der Abfallwirtschaft sonst nicht gerade das Hauptanliegen darstellen.» Wenn man über das Thema spreche, verstehe jeder, dass Plastik nicht kompostierbar ist, und es leuchte allen ein, dass man dieses Material nicht in der Landwirtschaft oder später gar auf dem Teller haben will.
«100 Prozent Recycling-Plastik» ist nicht kompostierbar
Neben dem Botschafter-Projekt fördert Renens die Nutzung der grünen Küchenabfallbehälter und von biologisch abbaubaren Abfallsäcken – eine wichtige Massnahme, wie sich kürzlich gezeigt hat: Auf den Plastiksäckchen von Coop und Migros steht seit ein paar Monaten «100 Prozent Recycling-Plastik», da es sich um wiederverwertetes Material handelt.
Dieser Hinweis kann aber auch falsch verstanden werden. Viele hielten die Säcke für kompostierbar und würden sie in den Grünabfall werfen, bedauerte Helmut Vetter von Biogas Zürich kürzlich gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen SRF.
Landen die Plastikteile in der Biogasanlage, gelangen sie von dort mit dem Kompost in die Landwirtschaft oder in die Gärten. Der Abbau kann dort bis zu 50 Jahre dauern. In Renens will man das unbedingt verhindern. Deshalb werden die wirklich biologisch abbaubaren Säckchen beispielsweise auf dem Markt beim Gemüse- und Obstkauf angeboten.
Qualität der Bioabfälle steigern
Den Green Award hat Renens nun bereits im Sack. Die Arbeit ist damit aber längst nicht getan. Die Stadt will mit all ihren Massnahmen und Projekten die Recyclingquote weiter steigern und insbesondere die Qualität der gesammelten Bioabfälle stetig verbessern.